Wir nennen uns Ökokirche und haben diesen Begriff bewusst gewählt. Das griechische Wort „oikos“ bedeutet Haus.
Wie kann die Erde ein „Haus“ werden, in dem alle heute und morgen lebenden Menschen ihrer Würde entsprechend wohnen können?
Dieser Frage wollen wir nachgehen. Mit der Enzyklika „Laudato Si“-über das Zusammenleben im gemeinsamen Haus- hat Papst Franziskus wichtige Impulse gesetzt. Das hat uns beeindruckt.
Wir wollen uns der Verantwortung stellen und unseren Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung ernst nehmen. Verantwortliches Handeln gegenüber der Schöpfung, der Umwelt, der Natur muss in den Köpfen und in den Herzen der Menschen verankert werden. Den Begriff Schöpfung verbinden wir mit unserem Vertrauen auf Gott. Er hat diese Welt geschaffen und den Menschen beauftragt, sie zu bebauen und zu bewahren. Dieser Auftrag verliert nie seine Gültigkeit. Er ist keine Tagesaufgabe, sondern ein fortwährender Prozess. Dieser Auftrag braucht Begeisterte, braucht Vernetzung; Kooperation und Akzeptanz. Dieser Auftrag braucht Geduld und langen Atem und auch die Bereitschaft, sich nicht entmutigen zu lassen.
Die Umbrüche in Gesellschaft und Kirche sind für uns alle spürbar. Die Gesellschaft wird schneller, digitaler, moderner. Christliche Werte werden nicht mehr mit Selbstverständlichkeit vertreten. Viele Menschen treten aus der Kirche aus, fühlen sich in den Gemeinden nicht mehr beheimatet.
Wir brauchen neben der klassisch strukturierten Kirchgemeinde gleichberechtigte, ganz neue Gemeindeformen. Hier wollen wir ansetzen.
Die katholische Kirche Deutzen wird in der Zukunft nicht mehr von der Pfarrei genutzt. Der Verein Ökokirche Deutzen e. V. hat schon, gemeinsam mit Gemeindemitgliedern aus Deutzen, die Pflege und den Betrieb des Grundstücks übernommen. Als nächstes steht die Klärung der Eigentumsverhältnisse an.
Die St. Konrad Kirche wurde erbaut, um nach dem zweiten Weltkrieg den vielen Flüchtlingen und Vertriebenen eine neue Heimat zu geben. In den 80er Jahren gab sie denen ein Dach, die sich nicht abfinden wollten mit der wachsenden Umweltzerstörung im Südraum von Leipzig.
Es geht uns nicht in erster Linie um den Kirchenraum, um das Gebäude. Es geht uns vielmehr um einen Heimatort. Wir wollen unser Haus zur Verfügung stellen, damit Menschen einen Ort der Stille finden, einen Ort der Begegnung, der Gemeinschaft und der Gastlichkeit. Diese Kirche soll weiterhin ein Gebetshaus bleiben dürfen.
Gleichwohl wissen wir, dass es Menschen zunehmend schwerfällt, eine Kirche zu betreten. Der innere Bezug zur Institution Kirche ist verloren gegangen. Der ausbleibende Kirchgang ist aber nicht unbedingt ein Zeichen für mangelnden Glauben. Religiosität wandelt sich, sie entfernt sich von traditionellen Vorgaben und wird individueller.
Dem wollen wir Rechnung tragen und einen neuen Gottesdienstraum schaffen. Unser Plan ist es, hinter dem Kirchengelände ein Grundstück zu erwerben oder zu pachten, um darauf Permakultur zu betreiben. Die Prinzipien der Permakultur (care for the earth, care for the people, fair share, return of surplus) sollen zur Richtschnur unseres Handelns werden. Dabei ist Permakultur mehr als nur biologisches Gärtnern, es ist ein Konzept für einen zukunftsfähigen Lebensstil. Permakultur will vermitteln, dass der Mensch mit der Natur arbeiten muss, statt gegen sie. So kann die Permakultur eine Schnittstelle sein zwischen Wort Gottes und Schöpfung.
An unserem Projekt Ökokirche Deutzen arbeiten wir ständig weiter. Die Dringlichkeit, Menschen für den Klima- und Umweltschutz zu sensibilisieren, ist stärker denn je. Wir sind im Gespräch mit vielfältigen Akteuren. Wir sind ökumenisch ausgerichtet, denn unsere Sendung ist dieselbe. Gemeinsamkeiten sind uns wichtiger als konfessionelle Unterschiede. Wir wollen die persönlichen Glaubenszugänge der Menschen ernst nehmen und alle, auch Kirchenferne, in unsere Arbeit einbeziehen.
„Nicht alle von uns können große Dinge tun. Aber wir können kleine Dinge mit großer Liebe tun.“
Mutter Teresa –